Indien erlebte im 6.Jh.v.Chr. eine spirituelle und philosophische Blüte, vergleichbar der, die sich parallel dazu in China (Konfuzius und Laotse), Persien (Zarathustra), Israel (Jesaja und Jeremias) und Griechenland (Thales und Pythagoras) entwickelte. Mahaviras Wanderleben vollzog sich im wesentlichen in Magadha (heute der Bundesstaat Bihar), also der gleichen Landschaft, in der auch Gautama Buddha wirkte und außer ihnen zweifellos viele andere Asketen und Wanderlehrer. Alle lehnten sich gegen ein gesellschaftliches System auf, das schon kurze Zeit, nachdem die arische Einwanderung und Landnahme ihren Abschluss gefunden hatte, verkrustet und eingefahren war. Es existierten bereits die vier Kasten und noch darunter die Unberührbaren mit all den Dünkeln, Ungerechtigkeiten und Unmenschlichkeiten, die eine solche Schichtung mit sich bringt.
Darin beanspruchten die Brahmanen die absolute Führungsrolle, da nur sie den Willen der Götter zu kennen glaubten und sie mit exklusiven Ritualen zu beeinflussen suchten. Ihre Autorität zogen sie aus der Kenntnis der Veden, der ältesten Heiligen Schriften Indiens und dem Vollzug blutiger Opferpraktiken. Indem nun Mahavira und Buddha den Offenbarungscharakter der Veden und die Existenz eines höchsten Gottes leugneten und indem sie die Opfer ablehnten, gingen sie als klassische Häretiker gegen die Vormachtstellung der etablierten Priesterschaft vor. Vielleicht erklärt das, warum so viele Könige zu ihren Gönnern zählten, denn auch den Herrschern konnte nur daran gelegen sein, die Allmacht der Brahmanen zu beschränken.
Diese Ähnlichkeiten im Auftreten der beiden Religionsstifter, betreffend sowohl das Milieu, den geographischen Rahmen und die Zeitstellung als auch die Zielsetzung, haben dazu geführt, dass man im Westen noch bis in das 19. Jahrhundert die beiden Religionen für nahezu identisch hielt. Wechselweise hielt man mal den einen für den Lehrer, den anderen für den Schüler und umgekehrt.
Die Jainas selbst glauben, dass der Buddhismus eine von einem abgefallenen Jaina-Mönch begründete Irrlehre sei. So berichten sie, dass ein Asket namens Buddhakirti einen von der Strömung angeschwemmten Fisch gegessen habe, da er ja keine Seele mehr besaß. Daraus sollen ein Schisma und der Buddhismus entstanden sein. In einer anderen Variante wird erzählt, dass ein Schüler Parshvas, Maudgalyayana, das Buddhatum aus Hass und Eifersucht gegenüber Mahavira gestiftet habe, indem er Buddha zum Gott erklärt habe. Manche europäischen Forscher neigten zu ähnlichen Ansichten, irregeführt durch den Namen des Schülers Mahaviras, Gautama. Erst Hermann Jacobi ist 1879 der Nachweis gelungen, dass es sich um zwei voneinander unabhängige Systeme handelt.