Die Jainas [1927 W. Schubring]: Mahāvīra

Veröffentlicht: 08.10.2012
Aktualisiert: 02.07.2015

I. Die Stifter

2. Mahāvīra

Bhāvaṇā 2: Als in der gegenwärtigen absteigenden [Halbdrehung des Zeitrades] die beste Jahr[periode], die gute Jahr[periode], die gut-und-schlimme Jahr[periode gänzlich, und] von der schlimm-und-guten Jahr[periode] ein großer Teil vergangen war, so daß [von ihr nur] fünfundsiebzig Jahre [und] acht Monate übrig waren, da trat im vierten Monat, [und zwar] in der achten Monatshälfte des Sommers, am sechsten Tage in der [durch zunehmenden Mond] „hellen” Hälfte des [Monats] Āṣāḍha, als [der Mond] mit dem Gestirn Uttaraphālgunī in Konjunktion getreten war, der Heilige Mönch Mahāvīra, da er aus der [himmlischen] Stätte Pupphuttara, die Sieg und Lohn bedeutet [und] glückhaft ist wie der herrlichste Lotus, das ausgerichtete Hakenkreuz [und] das [andere heilbringende Zeichen] vardhamāna, wo er zwanzig Jahrozeane lang gelebt, durch Schwinden [des Karmans, das] Leben, Dasein [und deren] Erstreckung [bewirkt hatte,] Absinken erfahren, auf unserem Erdkreis Jambuddīva, [3] in dem Erdteil Bharaha, [und zwar] in dessen südlicher Hälfte, in dem südlichen, brahmanischen [Teil] des Ortes Kuṇḍapura, indem sein ewiges Teil das Wesen eines Löwen annahm, [4] in den Schoß ein im Leibe der Devāṇandā aus dem Gotra Jālamdharāyaṇa, der brahmanischen Frau des Brahmanen Usabhadatta aus dem Gotra Koḍāla.

Bhāvaṇā 4: Alsdann [wurde] der Heilige Mönch Mahāvīra durch den Gott [Indra], den es jammerte, weil er [daran] gedachte, wie es [bei den Jina und den Kaisern] hergebracht sei [5] - im dritten Monat, [und zwar] in der fünften Monatshälfte der Regenzeit, am dreizehnten Tage in der [durch abnehmenden Mond] „dunklen” Hälfte des [Monats] Āśvina, als [der Mond] mit dem Ge­stirn Uttaraphālgunī in Konjunktion getreten war, als [also] 82 Tage [seit der Empfängnis] vergangen waren [und] der 83. Tag lief, nahm [auf Geheiß Indras sein Bote Hari-Negamesi] die Frucht aus dem südlichen, brahmanischen [Teil] des Ortes Kuṇḍapura nach dessen nördlichem, adligem [Teil] fort in den Schoß der Tisalā aus dem Gotra Vāsiṣṭha, der adligen Frau des Adligen Siddhattha aus dem Gotra Kāśyapa, aus dem Clan der Nāya, indem er die unreinen Teilchen entfernte und reine Teilchen [dafür] einschob. Und die Frucht im Schoße der adligen Frau Tisalā nahm er fort in den Schoß der Devāṇandā aus dem Gotra Jālaṃdharāyaṇa, der brahmanischen Frau des Brahmanen Usabhadatta aus dem Godra Koḍāla, im südlichen, brahmanischen [Teil] des Ortes Kuṇḍapura.

Bhāvaṇā 15: Der Heilige Mönch Mahāvīra gehörte dem Gotra Kāśyapa an. Er hat folgende drei Namen. Von Seiten der Eltern [hieß er] Vardhamāna, von sich aus [nannte er sich] Mönch, die Götter [aber] gaben ihm, weil er die furchtbare leibliche Beschwerde der Kleiderlosigkeit ertrug, den Namen Heiliger Mönch, großer Held (Mahāvīra). (Sein) Vater gehörte [ebenfalls] dem Gotra Kāśyapa an. Er hat folgende drei Namen: Siddhattha, Sejjaṃsa oder Jasaṃsa. (Mahāvīras) Mutter gehörte dem Gotra Vāsiṣṭha an. Sie hat folgende drei Namen: Tisalā, Videhadinnā oder Piyakāriṇī. [6]
Viyāhapannatti 9, 33 [7]: Da begann der Brahmanin Devāṇandā die Brust zu fließen, ihre Augen standen voll Tränen, die Arme schwollen ihr neben den Armringen, die Jacke weitete sich ihr, die Härchen sträubten sich ihr, wie ein Kadamba aufgeht, den der Regen benetzt; [8] [so] schaute sie unverwandten Blickes auf den Heiligen Mönch Mahāvīra. „Warum, Herr”, sprach der ehrwürdige Goyama zum Heiligen Mönch Mahāvīra, „schaut die Brahmanin Devāṇandā [...] (so) [...] unverwandten Blicks her?” „Höre, Goyama,” sprach [...] Mahāvīra,,,die Brahmanin Devāṇandā ist meine Mutter, ich bin der Sohn der Brahmanin Devāṇandā. Deshalb schaut die Brahmanin Devāṇandā her mit einer zärtlichen Liebe, die daraus entspringt, daß ich zuerst [in ihr] entstand.”

Bambhacerāim 9, 1-14: Wie ich es gehört, will ich erzählen, wie der Heilige Mönch, nachdem er sich aufgemacht, mit Bedacht in jenem Winter gleich nach der Mönchwerdung gewandert ist. „Nicht fürwahr will ich [mich] mit diesem Kleide in diesem Winter bedecken” - [mit diesem Grundsatz] hielt er durch, so lange er lebte; das war in der Tat seiner Lehre gemäß. Länger als vier Monate kam vielerlei Getier, bekroch seinen Leib und blieb dort, weidete daselbst und machte [ihn] wund. Ein Jahr und einen Monat lang [war es], daß der Herr das Kleid nicht von sich tat; dann [aber war er] kleiderlos, ein Dulder, nachdem er, hauslos, das Kleid abgelegt. Nun versenkt er sich, indem er das Auge auf eine Wand heftet, die von Manneshöhe ist und sich seitlich [um ihn herum] erstreckt, innerhalb [von ihr] in Tiefsinn; darauf, durch den Anblick erschreckt, schrien viele [Leute]:,,sehet da!” Wo die Geschlechter gemeinsam schlafen, da will er von Weibern nichts wissen; [mit anderen Worten:] Geschlechtsgenuß pflegt er nicht, [und] so versenkt er sich in Tiefsinn, wenn er das Lager aufgesucht hat. Die von ihren Häusern sich nicht trennen können, mit denen gibt er die Gemeinschaft auf und versenkt sich in Tiefsinn; und wenn sie ihn fragen, so antwortet er nicht, aufrecht geht er [weiter] und nimmt keine Rücksicht. Nicht leicht wird dies manchen [Leuten]: er antwortet denen nicht, die ihn [auf besondere Weise] grüßen: nachdem er [nämlich] mit Stöcken geschlagen, von den Ruchlosen hart mitgenommen worden ist. Die schwer zu ertragenden Schmähreden nicht beachtend, als Weiser [schweigend] vorwärtsstrebend sah der Nāya-Sohn ohne Kummer [die Leute], die gelegentlich in Gespräch vertieft waren; zu Vorträgen, Tanz und Gesang, zu Stab- und Faustkämpfen, diesen niederen Vergnügungen, geht der Nāya-Sohn, [aber] nicht, um seine Gedanken daran zu hängen. Über zwei Jahre hatte er [schon] kein kaltes [d. h. frisches] Wasser [mehr] genossen, als er auszog in die Heimatlosigkeit; nachdem er in die Einsamkeit gezogen war, seine Erscheinung verborgen [und] seine Anschauung gewonnen hatte, über die Erde, das [einzelne] Teil­chen des Wassers, des Feuers und der Luft, über Schimmel, Samen und Sprossen und die Gesamtheit der ortwechselnden [Tiere] gänzlich ins klare gekommen war, prüfte er, ob, und als er erkannt hatte, daß sie Leben besaßen, wanderte er, indem er sie mied, da er so urteilte, der große Held: „Durch die [Frucht der] Handlung[en] gelangen sowohl die un[selbständig] beweglichen Geschöpfe zur Beweglichkeit und die beweglichen Geschöpfe zur Unbeweglichkeit, [9] wie auch werden die Toren, jeder einzelne, zu Wesen in jeder [denkbaren] Ursprungsstatte.”

Bambhacerāim 16, 6: In der letzten Nacht seiner Zeit im Vorhof der Erkenntnis erwachte der Heilige Mönch Mahāvīra jedesmal, nachdem er [eins der] folgenden zehn großen Traumbilder gesehen hatte: einen großen, von ihm besiegten Palmbaum-Unhold von greulichem, herausforderndem Aussehen, ein großes Kokila-Männchen mit weißen Flügeln, ein großes Kokila-Männchen mit bunten Flügeln, zwei große Kränze ganz aus Edelsteinen, eine große Herde weißer Kühe, einen großen, von Blüten gefüllten Lotusteich, ein großes, von tausend Wellen bewegtes Meer, das er durchschwommen hatte, eine große strahlende Sonne, ein großes Gebirge „Grenze der Menschheit”, [10] das an der ihm zugekehrten Seite gänzlich in grünblauen Glanz eingehüllt war, [und] sich selbst, wie er allein [und] groß auf einem herrlichen Thron oben auf dem Gipfelaufbau des Berges Mandara saß.

Daß er aber den [...] Palmbaum-Unhold sah, [bedeutet,] daß der Heilige Mönch Mahāvīra das „verwirrende” Karman [11] von Grund aus getilgt, das Kokila-Männchen mit weißen Flügeln, daß (er) seine Meditation angetreten hat, das Kokila-Männchen mit bunten Flügeln, daß (er) den vielartigen, mit der eigenen und mit fremden Lehren sich beschäftigenden zwölfgliedrigen Kanon ausspricht, kund tut, erklärt [und] auf jede Art darlegt, nämlich Āyāra bis Diṭṭhivāya, die zwei Kränze, daß (er) die zweifache Pflichtenlehre kund tut, nämlich die für Mönche und die für Laien, [12] die Herde weißer Kühe, daß (er) die viergliedrige Gemeinde [gründet], nämlich Mönche, Nonnen, Laien [und] Laiinnen, den Lotusteich, daß (er) die vier Arten von Göttern lehrt, nämlich die Erdhausenden, die Luftbewohnenden, die Gestirngötter [und] die Palasthaften, das Meer, daß (er) den anfang- und endlosen Pfad, den vierfachen [13] Irrgarten der Daseinsfolge zu Ende gegangen ist, die Sonne, daß (er) das niemals endende, allerhöchste, zum Verloschen führende, lückenlose, vollständige Allwissen erlangt hat, das Gebirge, daß in der Welt mit ihren Göttern, Menschen und Halbgöttern sich (sein) Ruhm, Preis, Schall [und] Lob verbreitet, sich selbst, daß (er) inmitten einer (ebensolchen) Zuhörerschaft als [Allwissender, d. h.] Kevalin die Lehre ausspricht [...] darlegt.

Bambhacerāim 20, 8: Während der gegenwärtigen absteigenden [Halbdrehung des Zeitrades] wird, Goyama, auf dem Erdkreis Jambuddīva, in dem Erdteil Bharaha meine Lehre und Gemeinde sich einundzwanzigtausend Jahre halten.

Kappa 1, 51: Die Mönche und Nonnen dürfen ostwärts bis [einschließlich] Anga-Magadha wandern, südwärts bis Kauśāmbī, westwärts bis zum Gebiet von Sthūṇā, nordwarts bis zum Gebiet von Kuṇālā. So weit ist es erlaubt, so weit reicht das Land der Edlen; außerhalb davon dürfen sie nicht [wandern]. [Doch [14] dürfen sie] darüber hinaus [wandern dort], wo Wissen, Glauben und Wandel, [wie Mahāvīra sie lehrt,] im Wachstum sind.

Fußnoten
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4:

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6:

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8:

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9:

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14:

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Quellen
Titel:
Die Jainas
Reihe:
Religionsgeschichtliches Lesebuch; 7
Verlag:
J.C.B. Mohr, Tübingen
Erscheinungsjahr:
1927 (2. erw. Auflage)
Seitenzahl:
iv + 33

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