Karma: Der Mechanismus: Tattvarthasutra 6.14

Autor*in:  Image of Hermann KuhnHermann Kuhn
Veröffentlicht: 15.03.2014
Aktualisiert: 22.03.2014

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Kasayodayat tivra parinamash charitramohasya (14)

Starke Gefühlsaufwallungen, die durch die vier Leidenschaften ausgelöst werden, verursachen das Einfließen von Karma, das richtiges Handeln blockiert. (14)


Wenn die vier Leidenschaften - Ärger, Stolz, Falschheit und Gier - intensive Gefühlsaufwallungen (die stärkste Form der Leidenschaften) auslösen, wird dadurch das Einfließen von Karma verursacht, das das Erkennen und Ausführen richtigen Handelns blockiert.

Richtiges Handeln ist alles Handeln, das die Befreiung fördert. Das Gegenteil richtigen Handelns sind Aktivitäten, die den jiva stärker an den Zyklus von Geburt und Wiedergeburt binden. Die Blockade richtigen Handelns manifestiert sich

  • in der Unfähigkeit, in den unzähligen Richtungen und Möglichkeiten, die das tägliche Lebens uns präsentiert, diejenige Handlungslinie erkennen zu können, die zur Befreiung führt,
  • in dem nur unklaren Erkennen dieser Handlungslinien,
  • in dem Unvermögen, als richtig erkannte Handlungen ausführen zu können und
  • in der Illusion, daß bestimmte negative Handlungen für das eigene Leben notwendig, unschädlich oder sogar förderlich sein können.

Varianten dieser Art von Karma werden durch folgende Aktivitätsarten hervorgerufen:

  • Das Auskosten von Gefühlsaufwallungen, die durch Leidenschaften ausgelöst wurden,
  • das Auslösen der Leidenschaften in anderen und
  • die Freude über die Überschattung anderer durch Leidenschaften

    verursachen in dem derart Handelnden das Entstehen neuer Bindung an Leidenschaften.

Es gibt vier Arten von Karma, die durch diese Art von Handlung gebunden werden:

  1. Die intensivste Manifestation der Leidenschaften verursacht das Einfließen von Karma, das Irrtum und fehlerhafte intuitive Wahrnehmung fördert und verhindert, daß nicht-irrendes intuitives Verstehen (samyag darshana) entstehen kann. Derartiges Karma festigt die Einbindung des jiva in die erste Entwicklungsstufe - (mithyaktva gunasthana - den Zustand der Täuschung) und veranlaßt die ständige Wiederholung des Zyklus von Geburt und Wiedergeburt.
  2. Der zweite, weniger intensive, aber immer noch starke Intensitätsgrad der Leidenschaften verursacht das Einfließen von Karma, das das Praktizieren der fünf Freiheiten vollständig verhindert. Die Karmas festigen damit die Einbindung des jiva in den vierten Entwicklungszustand (avirata-samyaktva), in dem nicht-irrendes intuitives Verstehen (samyag darshana) klar erfahren wird, aber durch das fehlende Praktizieren der fünf Freiheiten ein weiteres Fortschreiten zu höheren Entwicklungsstufen nicht stattfindet.
  3. Der dritte, moderate Intensitätsgrad der Leidenschaften verursacht das Einfließen von Karma, das das Praktizieren der fünf großen Freiheiten verhindert und dadurch den Eintritt in den sechsten Entwicklungszustand {pramatta virata) blockiert.
  4. Der vierte, mildeste Intensitätsgrad der Leidenschaften verursacht das Einfließen von Karma, das das perfekte Praktizieren der fünf Freiheiten verhindert und dadurch den Eintritt in den siebten Entwicklungszustand (apramatta virata) blockiert.


Die Mechanismen der Entwicklungsstufen (gunasthanas) werden ausführlich in Anhang 2 beschrieben.

Die folgenden Beispiele stellen anschaulich dar, wie sich das Ausleben der Leidenschaften karmisch auf den Handelnden auswirkt:

  • Die Verhöhnung des Weges zur Befreiung,
  • Lachen über das Elend oder Mißgeschick anderer,
  • die Teilnahme an grausamen Sportarten oder grausamer Unterhaltung,
  • das Verspotten (Hänseln) anderer,
  • übermäßiges Lachen etc.

    verursachen in dem derart Handelnden das Einfließen von Karma, das ihn Ziel dieser Art von Aktivitäten werden läßt.
  • Das Verlangen nach seltsamen Sinnesfreuden,
  • die Ablehnung der fünf Freiheiten

    verursachen in dem derart Handelnden das Einfließen von Karma, das die Bindung an diese Art von Aktivitäten festigt. Diese Bindung bleibt aktiv bis das entsprechende Karma aufgelöst ist, auch wenn die entsprechenden Sinnesfreuden oder Aktivitäten nicht mehr als angenehm empfunden werden.
  • Das Fühlen von Langeweile und Unzufriedenheit,
  • die Förderung der Unzufriedenheit anderer,
  • das Zerstören der Freude anderer,
  • das Aufsuchen schlechter Gesellschaft etc.

    verursachen in dem derart Handelnden das Einfließen von Karma, das Unzufriedenheit und Langeweile auslöst.
  • Das Gefühl des Bedauerns für sich selbst,
  • das Verursachen der Sorgen anderer,
  • die Freude über das Lamentieren anderer,

verursachen in dem derart Handelnden das Einfließen von Karma, das Sorge auslöst.

  • Das Fühlen von Angst,
  • das Verursachen der Angst anderer,
  • die Freude an der Angst anderer

verursachen in dem derart Handelnden das Einfließen von Karma, das Angst auslöst.

  • Abneigung gegen  edles Verhalten,  tugendhafte Lebensführung,
  • das Verbreiten der Fehler anderer etc

verursachen in dem derart Handelnden das Einfließen von Karma, das Abneigung und Widerwillen auslöst. Dieses Karma veranlaßt bei seiner Aktivierung auch das Gefühl der Abneigung gegen Dinge und Handlungen, die der jiva eigentlich als positiv ansehen möchte.

  • Das Sprechen der Unwahrheit,
  • das spielerische Ärgern anderer,
  • der Versuch, Fehler und Schwächen anderer herauszufinden,
  • intensives Verhaftetsein etc.

verursachen in dem derart Handelnden das Einfließen von Karma, das die Geburt in einem weiblichen Körper auslöst.

  • Die Tendenz, aufkommenden Ärger in sich und anderen zu beruhigen,
  • verständnisvolles Verhalten,
  • die Genügsamkeit mit dem eigenen Ehepartner etc.

    verursachen in dem derart Handelnden das Einfließen von Karma, das die Geburt in einem männlichen Körper auslöst.

  • Intensivste oder große Gefühlsaufwallungen aufgrund von Leidenschaft,
  • die bewußte Verletzung von Geschlechtsteilen,
  • sexuelle Nötigung etc.

verursachen in dem derart Handelnden das Einfließen von Karma, das die Geburt in einem Körper mit neutralem Geschlecht auslöst.

Die nächsten sieben Sutren beschreiben, welche Aktivitäten und Haltungen Ort und Dauer zukünftiger Verkörperung(en) bestimmen.

 

Quellen
Titel: Karma: Der Mechanismus Ausgabe: 1998 Verlag: Crosswind Publishing, 31505 Wunstorf ISBN: 3-9806211-9-7 HN4U Online Edition: 2014

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