Jaina in Antwerpen: Guru Shri Rakeshbhai Jhaveri

Veröffentlicht: 01.04.2013
Aktualisiert: 09.04.2013

Guru Shri Rakeshbhai Jhaveri

Shri Rakeshbhai Jhaveri, geboren 1966, wird von seinen Anhängern Guru (Lehrer) genannt. Rakeshbhai stand unter dem Einfluss eines Jaina-Mönchs, Sahaj Anandji. Dieser war zwölfeinhalb Jahre Mönch in Rajasthan, war aber unzufrieden mit seiner Entwicklung, besonders mit dem Erreichen von Selbsterkenntnis. Er verließ die Residenz der Mönche (Upashraya) und zog sich zurück, um als Einsiedler in Höhlen zu leben. Er begann, die Schriften Shrimad Rajchandras zu studieren. Seine Ordensgemeinschaft verurteilte seinen Lebensstil, da er den Ordensregeln widersprach. Sahaj Anandji beschloss, sich von dieser Gemeinschaft zu trennen, und teilte ihr mit, er habe etwas für ihn Wertvolleres erfahren, nämlich Sahaj Anand, den Glückszustand der Seele. Von diesem Zeitpunkt an änderte er seinen Namen, trug orangefarbene Roben, um sich von seiner bisherigen Gruppe auch in der äußerlichen Erscheinung zu unterscheiden. Er wanderte südwärts, bis er nach Hampi kam, wo er sesshaft wurde. An diesem Ort erreichte er in tiefer Meditation den Zustand, in dem er sich an seine früheren Leben erinnerte, Jati Smarana Gnan genannt. Die Menschen in Hampi kannten Sahaj Anandji bereits aus der Zeit, als er in Rajasthan lebte. Sie hielten ihn für einen aufrichtigen Sadhu, einen Mönch. Shrimad Rajchandra aber kannten sie nicht. Sahaj Anandji lebte an diesem Ort in einer Höhle bis an sein Lebensende und verbreitete Shrimad Rajchandras Schriften. Es gab keinen Tempel, nur eine Abbildung von Shrimad Rajchandra wurde am Versammlungsort aufgestellt.

Im Jahre 1968 pilgerte Sahaj Anandji nach Palitana, zur Hauptpilgerstätte der Jaina im Süden Gujarats. Verwandte von Rakeshbhai Jhaveri waren bereits Anhänger von Shrimad Rajchandra und dadurch geschah es, dass Rakeshbhai als Säugling mit seinem Vater und seiner Familie Sahaj Anandjis Lesungen besuchte. Von diesem Zeitpunkt an verehrte auch Rakeshbhais Familie Shrimad Rajchandra.

Vor seinem Tod im Jahre 1970 ernannte Sahaj Anandji Mataji, das bedeutet „Mutter“, zu seiner Nachfolgerin. Sie war eine treue Anhängerin von ihm und erreichte Selbsterkenntnis unter seiner Führung. Rakeshbhai besuchte Hampi zweimal: im Jahr 1978 für achtzehn Monate und im Jahre 1983 für zwei Jahre. Mataji akzeptierte Rakeshbhai als ihren Schüler, gab ihm Anweisungen zur Meditation, und er legte vor ihr einige Gelübde ab, so zum Beispiel das Tragen von weißer Kleidung. Nach Shri Anandjis Tod erhoben sich Bedenken im Ashram in Hampi, weil eine Frau die Nachfolgerin von Shri Anandji war. Die Gläubigen empfanden eine Art „Leere“ bis nicht ein männlicher Nachfolger für Mataji ernannt wurde. So ernannte sie Rakeshbhai Jhaveri zu ihrem Nachfolger. Das führte dazu, dass die Gläubigen sich zuerst vor dem sehr viel jüngeren Rakeshbhai Jhaveri verbeugten und dann erst vor Mataji.

Wie schon gesagt war Rakeshbhai Jhaveri noch sehr jung, als er zum Nachfolger von Mataji ernannt wurde, aber seine eigene Geschichte beginnt viel früher. Er ist das älteste Kind und hat eine jüngere Schwester und einen jüngeren Bruder. Seine Mutter soll während ihrer Schwangerschaft himmlische Visionen gehabt haben, in denen ihr Götter erschienen. Sie teilten ihr mit: „[…] our friend is coming in your womb“[1] und versprachen, ihren ungeborenen Sohn zu beschützen.

Rakeshbhai Jhaveri berichtet in einem Interview über seine frühe Geburt und über die ersten kritischen Monate. Gemäß seinen Aussagen kam die ersten zwei Wochen seines Lebens Daranendra, der Schlangengott, an seine Wiege und hielt schützend den Kobraschirm über seinen Kopf. Viele Menschen könnten diese Begebenheit bezeugen, so Rakeshbhai Jhaveri. Im Alter von acht Jahren kam er zum ersten Mal mit den Schriften von Shrimad Rajchandra in Kontakt. Er fühlte eine enge Seelenverwandtschaft mit ihm – und dies seit langer Zeit. Er erlangte dadurch Jati Smarana Gnan, Wissen über seine früheren Leben. Die Visionen, bei denen ihm Bilder von Shrimad Rajchandra erschienen, lösten bei ihm die ersten Momente der Selbsterkenntnis aus. Im Jahre 1978 kam die erste Gruppe Anhänger für Satsang und Bhakti zu Rakeshbhai Jhaveri. 1980 nannten die ersten ihn ihren Guru und verneigten sich vor ihm. Aber er selbst war noch nicht bereit für diese Aufgabe und versuchte, sie zu stoppen. Er beschloss, sich nach Hampi zurückzuziehen und in dem Ashram zu leben. Aber seine Eltern waren von dieser Entscheidung nicht sonderlich begeistert. Er war ihr ältester Sohn, mit dem sie sehr eng verbunden waren, und sie meinten, ein weltlicher Beruf sei eher geeignet für ihn. 1985 kehrte er zurück nach Mumbai und erhielt schließlich die Erlaubnis seiner Eltern, eine religiöse Laufbahn einzuschlagen. Sie bestanden jedoch darauf, dass er die Schriften und Sanskrit studieren solle. Die Gruppe seiner Anhänger, Shrimad Rajchandra Adhyatmik Satsang Sadhana Kendra genannt, stieg an auf etwa 500 Personen, die sich alle fünfzehn Tage zum Satsang und Bhakti trafen. Seine Eltern unterbreiteten ihm den Vorschlag, den Doktortitel anzustreben. Er war damit einverstanden – unter der Bedingung, dass er über Shrimad Rajchandra schreiben könne. Um dies zu verwirklichen, musste er die nötigen Qualifikationen, Bachelor und Master, erwerben.

Bei seinem ersten Besuch in Antwerpen im Jahre 1989, wo er sich für einen Monat aufhielt, um seinen Vater zu begleiten, hielt er täglich Satsang und Bhakti mit vier bis fünf Personen, am Ende des Monats war die Personenzahl auf vierzig bis fünfzig angestiegen. Zurück in Mumbai schrieb er sich an der Universität ein, um seine Abschlüsse zu machen. Im Jahre 1994 begann er mit seiner Dissertation zum Thema Shrimad Rajchandras Atma Siddhi, welche am 2. Dezember 1998 abgeschlossen war. Er hielt seinen ersten öffentlichen Satsang am 13. April 2001 als Teil der Hundertjahrsfeier von Shrimad Rajchandras Todestag.

Heute hat Rakeshbhai Jhaveri 3.000 Anhänger in Indien, die Mehrheit davon lebt in Mumbai, und eine umfangreiche Anhängerschaft im Ausland. Seine Schüler sind in Zentren eingeteilt, es gibt etwa 27 weltweit und die Zahl steigt ständig. Rakeshbhai ist die Zentrale all dieser Zentren, und alle Entscheidungen werden letztendlich durch ihn getroffen. Er hat einen festen Kreis von sechs Männern um sich, die ihn ständig begleiten, in seinem Auftrag handeln und als Pufferzone zwischen ihm und seinen Anhängern fungieren. Rakeshbhai verbringt eine Woche in Mumbai und eine Woche auf dem Ashram in Dharampur. Jedes Mal nominiert er zwischen 60 und 100 Personen, die mit ihm in Dharampur verbleiben. Unter diesen Personen befinden sich sogenannte Brahmacari. Das sind junge Leute, die mit Rakeshbhais Erlaubnis unverheiratet bleiben und sich dem religiösen Lebensweg widmen. All die anderen jungen Anhängerinnen und Anhänger überlassen es ihrem Guru, ob sie heiraten werden oder nicht. Im Falle einer Heirat wählen sie einen Partner/eine Partnerin aus ihrer Gruppe, welche deutlich endogam ist.

Fußnoten
1:

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Quellen

Jaina in Antwerpen

2010.08.12 Antwerp - New Jaina Temple 027

Eine religionsgeschichtliche Studie

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  1. Antwerpen
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  4. Jaina
  5. Jati
  6. Kendra
  7. Meditation
  8. Palitana
  9. Sadhana
  10. Sadhu
  11. Sanskrit
  12. Shrimad Rajchandra
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